Zukunft Bad Neuenahr – welche Ziele verfolgen wir mit welchen Maßnahmen?
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Immer wieder gibt der Abriss älterer, oft Stadtbild prägender Gebäude im Kernbereich von Bad Neuenahr Anlass zu Diskussionen. Mit Sorge beobachten nicht nur die Alteingesessenen, wie vertraute Fassaden verschwinden und an ihrer Stelle neue Wohnblöcke mit teuren Eigentumswohnungen hochgezogen werden. Viele fragen sich nach den Folgen, die das für die Entwicklung ihrer Stadt wohl haben mag.
Als sich im Februar 2012 Gerüchte um einen Abriss des „Berliner Hofes“ verdichteten, war dies für Bündnis 90/Die Grünen Anlass zu einer Initiative im Stadtrat. Per Antrag fragte die Fraktion nach konkreten Daten, wie sich die Wohnbevölkerung im Kernbereich von Bad Neuenahr verändert.
„Unser Ziel war eine bessere Entscheidungsgrundlage für einzelne Maßnahmen in der Kernstadt, nicht zuletzt das Aufstellen einer Erhaltungssatzung. Mit diesem Instrument können Kommunen allzu einseitige Veränderungen der Wohnbevölkerung eindämmen. Dazu braucht es allerdings gut belegte Daten und Entscheidungsgrundlagen“, so Fraktionssprecher Wolfgang Schlagwein in seiner damaligen Begründung. Erste Ergebnisse stellte die Stadtverwaltung nun für die Beratung im Rat zusammen.
„Wir haben jetzt erstmal eine Datengrundlage über soziale, demographische und ökonomische Veränderungen im Kerngebiet von Bad Neuenahr, wie wir sie in dieser Art und Tiefe bisher nicht hatten. Bis auf die Ebene der einzelnen Wohnquartiere liegen nun Zahlen über Veränderungsprozesse vor, etwa die Wanderungsbewegungen durch Umzüge, die Wohndauer oder die Altersstruktur“, fasst Wolfgang Schlagwein die Ergebnisse zusammen, die 2 Jahre nach dem Grünen-Antrag jetzt auf dem Tisch liegen. „Der Blick geht auf die Veränderungen hinter den Fassaden, und darum ging es uns. Auf dieser Grundlage müssen wir die Ziele und Maßnahmen der Stadtentwicklung weiter entwickeln.“
Vieles sei nicht überraschend, einzelne Ausprägungen und vor allem die Unterschiede in einzelnen Stadtquartieren aber schon, nennt Schlagwein einzelne Beispiele: „In nicht einmal 10% der Haushalte in der Kernstadt leben überhaupt noch Kinder. Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte ist noch höher als ohnehin schon vermutet. Die Geburtenzahl hat sich in einem Jahrzehnt in etwa halbiert, während sich die Sterbefälle verdreifachten.“
Ohne solche Datengrundlagen bis auf Quartiersebene könne man heute verantwortliche städtebauliche Entscheidungen nicht mehr treffen, ist Schlagwein überzeugt, der für die Grünen im Mainzer Landtag nun auch Sprecher für den Bereich „Bauen und Wohnen“ ist.
„Um über einzelne Instrumente nachzudenken, wie sie uns das Städtebaurecht an die Hand gibt, müssen wir die Zahlen nun im Detail auswerten. Eine mögliche Erhaltungssatzung, um zu einseitige Veränderungen in der Wohnbevölkerung zu begrenzen, ist für uns noch nicht vom Tisch. Außerdem können wir einzelne Maßnahmen, wie sie mit einer solchen Satzung verbunden wären, auch ohne förmlichen Satzungsbeschluss einleiten.“
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