Garant für Qualität, wirtschaftliche Stabilität und Ausbildung – Den Meisterbrief erhalten

In den vergangenen Jahren haben wir uns intensiv dafür eingesetzt, dass es nicht zu einer Abschaffung des Meisterbriefs durch die EU-Kommission durch die Hintertür und auch nicht zu einer Absenkung der guten und bewährten Standards in der dualen Ausbildung kommen wird.

Gemeinsam mit der SPD haben wir das Thema am 28. Mai 2015 auf die Tagesordnung des Landtages gebracht. Mit dem, durch alle drei Fraktionen des rheinland-pfälzischen Landtages, verabschiedeten Antrag „Garant für Qualität, wirtschaftliche Stabilität und Ausbildung – Den Meisterbrief erhalten“ haben wir unserer Position noch einmal Ausdruck verliehen und die Landesregierung dazu aufgefordert auch weiterhin für den Erhalt des Meisterbriefes einzutreten. Gleichzeitig fordern wir die Landesregierung dazu auf, auch die Rahmenbedingungen für das hohe Bildungs- und Ausbildungsniveau des rheinland-pfälzischen Handwerks zu erhalten wie auch weiterzuentwickeln.

Sehr geehrter Herr Präsident,

als ich das erste Mal in meinem Leben mit einem Meister konfrontiert wurde, geschah das über ein Hörspiel des Bayerischen Rundfunks. Dessen Helden waren ein Kobold, der in der Werkstatt eines Münchner Schreiner- und Tischlermeisters kleben geblieben war.

Ich war damals 10 oder 11 Jahre alt, seitdem ist „Meister“ für mich positiv besetzt. Vielleicht sollte die Landesregierung als flankierende Maßnahme ihrer ständigen und wichtigen Gespräche mit der EU Kommission dieser ein paar Exemplare des zugrunde liegenden Kinderbuches schenken, mit ausdrücklichem Hinweis auf den Buchtitel, der nicht auf „Herr“ Eder, sondern „Meister“ Eder lautet.

Zu dem Respekt, den man als Kind für handwerkliches Geschick entwickelt, kommt die Würdigung des Erwachsenen, der die Qualifikation des Meisterbriefes zu bewerten weiß. Ohne zu vergessen, daß es im Einzelfall auch Meisterexemplare der anderen Art gibt, denen man besser keinen Lehrling anvertrauen würde.

Das ändert nichts an der Erkenntnis der wirtschaftlichen, der sozial- und bildungspolitischen Bedeutung des Handwerkes, auch in Rheinland-Pfalz.

Einige Zahlen dazu finden Sie im Antrag.

Bei der diesjährigen Meisterfeier der HWK Koblenz war noch etwas anderes beeindruckend, auch ein wenig überraschend.

Vor rund 1800 Gästen hielt Frau Prof. Edda Müller die Festrede, und zwar als Vorsitzende von Transparency International Deutschland.

Transparency bei der Handwerkskammer!

Dann sprach Frau Prof. Müller, das ist noch mehr der Erwähnung wert, über Ethik im Wirtschaftsleben. Sie sprach über Globalisierung, über die zunehmende Anonymität des Handels, die Intransparenz der Märkte.

Dagegen setzte sie den Wert der persönlichen Beziehung, des Vertrauens, der Glaubwürdigkeit, zitierte einen Handwerksmeister:

„Lieber verliere ich Geld als einen guten Kunden“.

Damit hat die Vorsitzende von Transparency eine grundlegende Qualität des wirtschaftlichen Austausches angesprochen, die wir gemeinsam verteidigen und hoch halten sollten.

Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind der goldene Boden des Handwerks, und diesen Boden bereitet die Qualität der dualen Ausbildung mit dem Abschluß des Meisterbriefes als Gütesiegel handwerklicher Leistung.

Wenn wir heute mit Jungmeisterinnen und Jungmeistern sprechen: denen geht es neben beruflichen und wirtschaftlichen Motiven auch um eins: die gesellschaftliche Anerkennung des Meisterbriefes.

Deshalb geht die Europäische Kommission in die Irre mit ihren anhaltenden Versuchen, diesen Standard in Frage zu stellen. Sie stellt die Dinge auf den Kopf.

Die handwerkliche Berufsqualifizierung, die duale Ausbildung ist nicht die Ursache von, sondern sie ist eine wirksame Waffe gegen die Jugendarbeitslosigkeit. So herum ist es richtig.

Und wer die gute Qualifikation als Beschränkungen des Berufszugangs, als Gefahr der „Marktverzerrung“ und höherer Preise missversteht, der sei daran erinnert, daß die deutsche Sprache eine feine, aber wichtige Unterscheidung kennt, nämlich zwischen „billig“ und „preiswert“.

Gerade auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist handwerkliche Qualitätsarbeit der richtige, der „preiswertere“ Gegenentwurf zur „billigen“ Wegwerfware.

Nebenher: ich finde es schade, wenn sich in einem Land mit unserer Brotkultur Backfactories breit machen, die mit Handwerk nichts und mit Brot nur wenig zu tun haben.

Auch wer nach Fachkräftesicherung fragt, dem sei gesagt, daß die Ausbil­dungsleistung des deutschen Handwerks im dualen System die allererste Grundlage der Fachkräftesicherung ist und nicht ihr Hindernis.

Dieses Ausbildungssystem gehört nicht abgeschafft, sehr wohl ergänzt und flankiert. Vergessen wir nicht diejenigen, die noch vor wenigen Jahren durchs Raster fielen und keine Lehrstelle erhielten.

Das Förderprogramm der Coaches für betriebliche Ausbildung ist so eine Ergänzung.

Darüber hinaus werden wir mehr und mehr auf Menschen zurückgreifen müssen, die von außerhalb unseres Landes den Weg zu uns gefunden haben oder noch suchen werden.

Auch da federn die Coaches besondere Problemlagen der Nachwuchssicherung ab.

Kein Weg führt aber daran vorbei, in diesem Land endlich vom Gestrüpp eines Einwanderungsverhinderungsrechtes hin zu einem Einwanderungsgesetz zu kommen.

Warum soll nicht eines Tages jene Münchner Tischler- und Schreinerwerkstatt aus dem Buch von Elis Kaut von einem, sagen wir, syrischen Flüchtling fortgeführt werden, der sich hier einen Meisterbrief erarbeitet und damit eine Existenz aufgebaut hat (übrigens aus einem Land alter handwerklicher Tradition kommend).

 

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